Wegekreuze und Bildstöcke um Meisburg

Die karge Eifellandschaft und besonders die Vulkaneifel um Meisburg verlangte ihren Bewohnern in vergangenen Zeiten viel Kraft und Widerstandswillen ab. Viele Generationen von Landarbeitern lebten hier und lernten sich gegen das rauhe Klima zu behaupten um mit spärlichen Erträgen ihre Familien zu ernähren.

Von jeher katholisch und tief im Glauben verwurzelt, suchten die Menschen besonders früher Kraft und Halt in der Kirche. Eindrucksvoller Beweis dieses tiefen Glaubens sind die vielen noch erhaltenen Bildstöcke und Wegekreuze in der Umgebung von Meisburg. Es sind aber gleichzeitig auch Beweise für den hohen Stand der Bildhauerkunst bereits vor hunderten von Jahren. Heimische Meister schufen sie aus den Buntsandsteinen der Eifel.

Eines der ältesten Wegekreuze der gesamten Region befindet sich in unmittelbarer Nähe der Gemeinde. Es stammt aus dem Jahre 1587. Auf der Vorderseite trägt es unterhalb einer Nische ein Rad – das Symbol des Wagnerhandwerks. An seiner linken Seite ist folgende Inschrift zu lesen:

Inschrift des Kreuzes von 1587.
(Foto: G. Hansen)

 

 

“FREISSE THEIS –
A.D. 1587
DEN 19. JVNI”

In den Steuerlisten der Gemeinde Meisburg war im Jahre 1612 ein Freissen Theis als Wagner angegeben. Oberhalb der Nische auf der Vorderseite befindet sich außerdem ein Steinmetzzeichen, das aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Kyllburger Steinmetzschule hinweist.
Das Kreuz wurde während des Dritten Reiches in der Reichspogromnacht zerstört und nach dem Kriege wieder repariert.

 

 

 


 

Die Ortsgemeinde Meisburg ließ 2010
zwei historische Wegekreuze restaurieren

Leider wiesen einige unserer Wegekreuze inzwischen alterungs- und witterungsbedingte Schäden auf. Dringender Handlungsbedarf war hier geboten, um diese der Nachwelt zu erhalten.

Im Jahr 2009 beschloss deshalb der Ortsgemeinderat Meisburg unter Vorsitz von Ortsbürgermeister Dieter Klein die Restaurierung von vorerst schon einmal zwei stark beschädigten Denkmälern aus der Umgebung des Ortes – weitere sollten folgen.
Dies waren das “Rascheider Kreuz” an der ehemaligen Kreisstraße nach Rascheid und das Tatzenkreuz oberhalb des Autohauses Neuerburg. Das Rascheider Kreuz – ein Nischenkreuz – stammt aus dem Jahre 1587 und ist zugleich eines der ältesten Wegekreuze der gesamten Region. Es zeigte starke Schäden; das Oberteil der Nische war bereits völlig gelöst und drohte herunterzufallen. Das Kreuz des Oberteils wurde während der nationalsozialistischen Zeit zerstört und nach dem Kriege nicht originalgetreu repariert. Es existieren jedoch Zeichnungen, die es in seinem Urzustand zeigen. In enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde des Landkreises Vulkaneifel und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz entschied man sich zur Restaurierung nach dem Urzustand.

Das restaurierte Rascheider Kreuz.
(Foto: G. Hansen)
Das restaurierte Tatzenkreuz.
(Foto: G. Hansen)

 

Die beiden Kreuze vor und nach der Restaurierung

Das Tatzenkreuz stammt aus dem Jahre 1771 und wies ebenfalls starke Schäden und Risse auf. Auch dieses Kreuz wurde bereits mehrfach repariert und bot keinen schönen Anblick mehr. Hier bestand nach Ansicht der Ortsgemeinde Meisburg dringender Handlungsbedarf.

Es wurde der Kontakt zu dem hiesigen Steinmetzmeister Friedhelm Weber aus Ulmen hergestellt, der über hervorragende Erfahrungen in der Restauration historischer Bildstöcke verfügt. In vielen Stunden Arbeit restaurierte der Bildhauer die beiden Wegekreuze. Zwischenzeitlich wurden auch die Standorte entsprechend von Josef Stolz und Helmut Atzor erneuert und vorbereitet.

Nach mehrmonatiger Restaurationszeit war es dann endlich soweit. Am Dienstag, dem 27. Juli 2010, 19:30 Uhr, im Anschluss an die Abendmesse, erfolgte die Einsegnung der Kreuze durch Dechant Ludwig Gödert unter Beteiligung vieler Meisburger Bürger. Dechant Gödert freute sich über die schöne Restauration und dankte der Ortsgemeinde Meisburg für ihr Engagement um den Erhalt der Wegekreuze und gratulierte dem Künstler zu seiner gelungenen Arbeit.

Gleichzeitig verabschiedete sich Dechant Gödert mit dieser, wie er sagte, „letzten Amtshandlung” von seiner Gemeinde in den wohlverdienten Ruhestand.
 


 

Kulturgut und Handwerkskunst,
die es zu erhalten gilt!

Unsere Wegekreuze sind ein Bestandteil der Dorfgeschichte. Mit dem Bemühen, unsere eigene Geschichte zu ergründen, steigt gleichzeitig das Interesse an ihrer Herkunft. Sie sind stumme Zeugen, solange wir achtlos an ihnen vorüber eilen, nur einen raschen Blick auf die Jahreszahl werfen. Doch wie viel mehr bedeuteten sie denjenigen, die sie vor vielen Jahren, ja sogar Jahrhunderten errichten ließen. Sind es Symbole einer an den Allmächtigen gesandten Bitte oder wurden sie aus Dankbarkeit für die Errettung aus der Not, aus Sühne oder einfach als Zeichen der Frömmigkeit errichtet? Wie viele Menschen mögen vor ihnen gebetet haben? Darüber hinaus sind sie ein unschätzbares, erhaltenswürdiges Kulturgut. Wir sollten alles daran setzen, sie für uns und unsere Nachkommen in der ursprünglichen, unverfälschten Form zu erhalten.

Einen wesentlichen Beitrag hierzu hat bereits Mitte des letzten Jahrhunderts der Seinsfelder Lehrer Georg Jakob Meyer, im Volksmund auch „Kreuze-Meyer” genannt, geleistet. Er hatte damals alle Kreuze in seiner Umgebung erwandert, im Maßstab 1:10 skizziert, beschrieben sowie Forschungen über deren Herkunft eingezogen, soweit ihm dies möglich war. Diese Aufzeichnungen waren u.a. die Grundlage für die gelungene Restauration des „Rascheider Kreuzes” hin zu seinem Urzustand.

Eine vollständige Übersicht aller Wegekreuze und deren Beschreibung mit zahlreichen Bildern findet sich in der Ortschronik “Meisburg”.